Als ich am Freitag, den 13. August 1999 den Computer einschaltete, um meine Biographie auszudrucken,
erschien ein buchstabenfressendes Männchen auf dem Bildschirm.
Wenig später war mein Lebenslauf vernichtet, den ich seither vergebens zu rekonstruieren versuche.
Jahrelang habe ich einfach die Datei Lebenslauf mit den aktuellsten Entwicklungen ergänzt, abgespeichert,
ausgedruckt und nicht mehr daran gedacht.
Jetzt will ich meinen Lebenslauf in die Homepage stellen, damit man lesen kann, wer ich bin.
Dabei stelle ich fest, dass mir mein Lebenslauf zu einer Ansammlung von gleichzeitigen Lebensbildern geworden ist.
Angeblich wurde ich 1957 in Linz geboren, lebte dort bis zur Matura und ging anschließend nach Wien,
um mein Medizinstudium abzubrechen.
Nebenbei absolvierte ich eine Gastgewerbefachschule. Zurück in Oberösterreich führte ich eine Betriebskantine.
Wenn in Pieslwang meine Schafe geschoren waren, der Dachboden voller Heu und der Keller voller Äpfel,
wenn Gemüse und die in handliche Stücke geschnittenen Schafe in der Kühltruhe lagen und der Most im Keller zu gären begann,
saß ich in den Nebelnächten wach.
Draußen geisterten Karl Ömperdinger, der Heilige Pieslwang und andere dunkle Mächte herum.
Ich Geschichtenfänger musste sie nur aus ihren Verstecken holen, drüben im Kohlenschuppen oder im nachtdunklen Steyrfluss.
Hätte ich sie nicht eingefangen, wären sie alle bis in die Schindlau gegangen quer übers Land als Plage.
Anfänge wie Beweggründe habe ich längst vergessen. Vielleicht bin ich aus einem Ei gekrochen? Wenn ich mir das ganz fest vorstelle,
können vielleicht sogar Sie daran glauben.
Einmal habe ich gedacht, ich schreibe, weil ich nicht untätig herumsitzen will.
Wenn ich Autos reparieren oder Homepages gestalten könnte, würde ich vielleicht Autos reparieren und Homepages gestalten.
Einmal habe ich gedacht, ich schreibe Geschichten, damit ich daheim bleiben und die Kinder wickeln und füttern
und ihnen später erzählen kann, wie lustig es ist,
wenn man Kinder wickelt und füttert. Gestern habe ich das meinen Töchtern erzählt und beide haben mich ausgelacht.
Einmal habe ich gedacht, ich schreibe Geschichten, weil es besser ist, nichts weiter zu tun,
als ein paar schwarze Zeichen auf weißes Papier zu malen.
Eine Welt ohne Täter sähe anders aus. Besser vielleicht.
Jetzt denke ich: Drücken Sie die rechte Maustaste! Schauen Sie auf den Quelltext! Das bin ich jetzt.